Vom 15. bis 19. September 2025 unternahm die Studiengruppe 24-V-08 der Hochschule für öffentliche Verwaltung Rheinland-Pfalz (HöV) eine selbst organisierte Studienfahrt nach Berlin. Begleitet wurde die Gruppe von Dr. Martina Ludwig, Dozentin im Studiengebiet Interaktion und Kommunikation.
Ein Schwerpunkt lag auf der Auseinandersetzung mit der DDR-Geschichte. In der Gedenkstätte Hohenschönhausen berichtete Henry Leuschner, selbst ehemaliger Häftling, von seiner Jugend in der DDR, von einer gescheiterten Republikflucht und von den Monaten, die er nach schweren Schussverletzungen im Gefängnis verbringen musste. Seine Erzählungen waren eindrücklich und zugleich sehr gegenwärtig, nicht zuletzt, weil Leuschner heute als DJ in Berlin aktiv ist und mit Humor und Energie durch die Führung begleitete. Am Nachmittag führte der Besuch des Stasi-Museums in das ehemalige Ministerium für Staatssicherheit. Neben der nüchternen Architektur und den Büros Erich Mielkes stachen vor allem die ausgestellten Spionagegeräte hervor, darunter eine Kamera, die in einer Gießkanne versteckt war. Solche Details machten deutlich, mit welchen absurden, aber auch bedrohlichen Methoden die Stasi arbeitete. Zum Abschluss gab es ein Abendessen in der „Volkskammer“ mit typischen DDR-Gerichten, das die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit auch geschmacklich erfahrbar machte.
Am nächsten Tag erkundete die Gruppe das Ethnologische Museum im Humboldt Forum, dessen Sammlungen Objekte aus allen Weltregionen umfassen, aus Afrika, Asien, Amerika und Ozeanien. Zu sehen waren etwa ein großes Auslegerboot aus dem Pazifik, Kunstgegenstände aus den ehemaligen deutschen Kolonien oder auch zeitgenössische Werke von Künstlerinnen und Künstlern aus den Herkunftsländern. Die Ausstellung zeigte, dass viele Objekte nicht losgelöst betrachtet werden können, sondern im Zusammenhang mit kolonialer Herrschaft und ungleichen Machtverhältnissen nach Europa gelangten. Fragen nach der Herkunft der Sammlungen, nach der Rolle deutscher und europäischer Kolonialmächte sowie nach Restitution, wie im Fall der Benin-Bronzen, standen dabei im Mittelpunkt und führten mitten in aktuelle Debatten hinein.
Auch die Geschichte der Medizin stand auf dem Programm. Im Medizinhistorischen Museum der Charité lernten die Studierenden die Entwicklung der Pathologie durch Rudolf Virchow kennen und stießen auf eine Wechselausstellung, die den Fall eines frühen Psychiatriepatienten dokumentierte. In den Sammlungen waren zahlreiche medizinische Präparate ausgestellt, von Tumoren bis zu Missbildungen. Eindrucksvoll war die Ruine eines Hörsaals, die bis heute an die Kriegszerstörungen erinnert. Besonders eindringlich war der Teil der Ausstellung, der die Rolle von Ärztinnen und Ärzten im Nationalsozialismus beleuchtete. Ein Beispiel dafür, wie Wissenschaft in den Dienst einer Diktatur gestellt wurde.
Die Studienfahrt verband damit sehr unterschiedliche Themenstränge: politische Repression in der DDR, koloniale Gewalt und Verantwortung sowie den Missbrauch von Wissenschaft im Nationalsozialismus. Für die angehenden Verwaltungsfachleute wurde greifbar, wie staatliches Handeln tief in das Leben von Menschen eingreifen kann, und welche Verantwortung Institutionen tragen, wenn sie im Dienst der Gesellschaft stehen.