Studierende der HöV setzten sich intensiv mit den beamtenrechtlichen, kommunalrechtlichen und gesellschaftsrechtlichen Aspekten wirtschaftlicher Betätigungen im kommunalen Bereich auseinander. Hintergrund ist der anhaltende Trend, Aufgaben der öffentlichen Hand zunehmend in privatrechtliche Beteiligungsstrukturen auszulagern. Die Studierenden beleuchteten zunächst gemeinsam mit dem betreuenden Dozenten Christoph Buttner die historische Entwicklung dieser Praxis und analysierten verschiedene Organisationsformen auf ihre kommunalverfassungsrechtliche Zulässigkeit. Zudem wurden die dienstrechtlichen Rahmenbedingungen für Beamtinnen und Beamte in solchen Beteiligungen herausgearbeitet.
Einen praxisnahen Einblick bot Herbert Wiemer, Geschäftsführer der Aufbau- und Entwicklungsgesellschaft Bad Neuenahr-Ahrweiler mbH. Nach den verheerenden Flutereignissen im Juli 2021 musste die Stadt umfassende Wiederaufbaumaßnahmen planen. Insgesamt wurden rund 1.700 Maßnahmen mit einem Gesamtvolumen von etwa 1,7 Milliarden Euro identifiziert, wobei aktuell von rund 1.200 Maßnahmen ausgegangen wird. Bislang wurden ca. 500 Förderanträge gestellt. Da die Abwicklung eines derart umfangreichen Wiederaufbaus mit den regulären Verwaltungsstrukturen nicht realisierbar war, entschied sich die Stadt für die Gründung einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH). Dies ermöglicht eine flexible und effiziente Steuerung der Projekte. Im vierten Geschäftsjahr 2025 sind Bauprojekte mit einem Gesamtvolumen von 80 Millionen Euro geplant. "Aufgrund der Erfahrungen aus der Flutkatastrophe müssen neue Rahmenbedingungen, etwa für die Durchflussmengen der Brücken, berücksichtigt werden. Dennoch bleibt die Planung im Bestand aufgrund der Tallage eine Herausforderung", erklärte Wiemer. Die Aufbaugesellschaft gliedert sich in zentrale Bereiche wie Finanzen und Personal sowie Querschnittsaufgaben und operative Sektoren wie Hochbau, Tiefbau und öffentliches Grün/Gewässer. Im Rahmen einer Begehung vor Ort erhielten die Studierenden einen umfassenden Eindruck vom Fortschritt des Wiederaufbaus. Besichtigt wurden unter anderem die Kindertagesstätte "Blandine-Merten-Haus", die Grundschule Bad Neuenahr sowie verschiedene Stationen entlang der Ahr. Zudem wurde die besondere Schnittstellenfunktion von Herbert Wiemer thematisiert, der sowohl als Geschäftsführer der Aufbau- und Entwicklungsgesellschaft als auch als Beamter der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler agiert.