Inside HöV/ZVS – Im Gespräch mit Michael Eckhardt

Michael Eckhardt leitet an der Hochschule für öffentliche Verwaltung Rheinland-Pfalz (HöV) den Bereich Fortbildung und Internationales. Neben seiner Leitungsfunktion unterrichtet er Studierende der Bachelorstudiengänge sowie die Lehrgangsteilnehmende der Zentralen Verwaltungsschule (ZVS) in zentralen Rechtsfächern. Seine Erfahrungen in Studium, Lehre und Verwaltungspraxis prägen seinen Blick auf die Anforderungen einer modernen und lernorientierten öffentlichen Verwaltung.

Gemeinsam mit seinem Team in der Abteilung Fortbildung steuert er ein vielfältiges, gut strukturiertes Portfolio für die staatlichen Behörden des Landes Rheinland-Pfalz. Einzelne Formate stehen zudem Beschäftigten der Kommunalverwaltungen offen. Dazu gehören das Jahresfortbildungsprogramm, länger angelegte Qualifizierungsreihen, berufsbegleitende Weiterbildungsangebote sowie passgenaue Inhouse-Formate für Dienststellen mit spezifischen Bedarfen. Im Mittelpunkt steht dabei stets das Ziel, fachliche Vertiefung mit den Kompetenzen zu verbinden, die für verantwortungsvolles Verwaltungshandeln erforderlich sind.

Im Rahmen unserer Reihe „Inside HöV/ZVS“ sprechen wir mit Michael Eckhardt über den Auftrag der Fortbildung, die Zusammenarbeit mit den Dienststellen sowie nachhaltiges Lernen und die Kompetenzen, mit denen sich Lernprozesse in Verwaltungen verankern.
 

Wie sind Sie zur HöV/ZVS und in die Rolle als Leiter Fortbildung und Internationales gekommen und welche Stationen haben Ihren Blick auf Lernen in der öffentlichen Verwaltung besonders geprägt?

„Mein Weg war lange juristisch geprägt. Als Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht habe ich früh erlebt, wie wichtig praxisorientiertes Lernen ist, besonders in der Ausbildung von Rechtsreferendarinnen und Rechtsreferendaren sowie in der Qualifizierung von Rechtsfachwirtinnen und Rechtsfachwirten.
Mit dem Wechsel an die HöV/ZVS rückten Ausbildung und Lehre in den Mittelpunkt. In den Bachelorstudiengängen und an der Zentralen Verwaltungsschule zeigt sich täglich, wie eng fachliche Grundlagen, Rechtsanwendung und die praktischen Anforderungen der Verwaltung miteinander verbunden sind. Lehrtätigkeiten außerhalb der Hochschule, etwa in der Brandmeister- und Brandinspektoren-Ausbildung haben diesen Praxisbezug zusätzlich geschärft.
Prägend war zudem auch mein Masterstudium an der University of Cape Town. Internationale Perspektiven erweitern den persönlichen Horizont. Sie haben mir den Zugang zum Bereich Internationales der Hochschule erleichtert."

Die HöV ist zentrale Partnerin für die ressortübergreifende Fortbildung in Rheinland-Pfalz. Wie erklären Sie einer neuen Dienststelle den Auftrag Ihrer Abteilung und welche Rolle spielt dabei Ihr Team in der Zusammenarbeit mit den Behörden?

„Wir steuern und koordinieren Fortbildungsangebote für die staatlichen Behörden in Rheinland-Pfalz und sorgen dafür, dass die Beschäftigten Zugang zu qualitativ hochwertigen Formaten haben. Für die kommunale Familie geschieht das in bewährter Zusammenarbeit mit der Kommunal-Akademie Rheinland-Pfalz.
Wir entwickeln Formate kontinuierlich weiter, greifen neue Themen auf und sind Ansprechpartner für Personal- und Fortbildungsverantwortliche in Ministerien, Ober- und Mittelbehörden sowie den nachgeordneten Dienststellen. Das Team der Geschäftsstelle Fortbildung begleitet die Behörden dabei fachlich und organisatorisch, erarbeitet passgenaue Formate und unterstützt Dienststellen so, dass Fortbildung im Arbeitsalltag gut integrierbar bleibt."

Das Fortbildungsangebot der HöV/ZVS ist sehr breit gefächert und richtet sich an Beschäftigte mit ganz unterschiedlichen Aufgabenprofilen. Wie stellen Sie sicher, dass jede Dienststelle und jede Beschäftigtengruppe die für sie passenden Formate findet?

„Die Anforderungen in der Verwaltung sind heterogen, deshalb ist auch unser Portfolio vielfältig. Jahresfortbildungsprogramm und Inhouse Seminare ermöglichen bedarfsorientierte Qualifizierung, von Rechtsänderungen bis zu methodischen und organisatorischen Themen.
Für vertiefte Weiterqualifizierung gibt es längerfristige Formate wie den Master of Administration (MBA) Public Administration in Kooperation mit der Hochschule Koblenz. Fortbildungsqualifizierung und Grundlagenqualifizierung erfüllen neben fachlichen Inhalten auch laufbahnrechtliche Funktionen. Ergänzend dazu gibt es auch spezialisierte Programme wie den Zertifizierten Verwaltungsinformatiker.
Wichtig für uns ist, dass Vielfalt nicht unübersichtlich wird. Deshalb begleitet das Team der Geschäftsstelle Fortbildung die Behörden bei Auswahl und Planung eng."

Wie verbinden Sie in der Fortbildung Theorie und Praxis? Können Sie ein Beispiel nennen, bei dem ein Seminar oder eine Qualifizierungsreihe ganz konkret geholfen hat, Herausforderungen in einer Behörde zu lösen?

„Viele Dozierende kommen aus der Verwaltungspraxis. Dadurch werden fachliche Grundlagen immer mit konkreten Anforderungen des Arbeitsalltags verknüpft.
Ein gutes Beispiel ist die Fortbildung zum neuen Beurteilungswesen des Landes Rheinland-Pfalz. Die Neuregelungen traten 2025 in Kraft und verlangten schnelle, verlässliche und rechtssichere Umsetzung in allen staatlichen Behörden. Kollegen der Hochschule haben kurzfristig passgenaue Schulungen für Ministerien und nachgeordnete Bereiche entwickeltet, abgestimmt auf die jeweiligen Beurteilungsrichtlinien des Geschäftsbereichs.
So konnten Beurteilerinnen, Beurteiler und Personalverantwortliche frühzeitig vorbereitet werden. Das Beispiel zeigt, welchen Mehrwert gut abgestimmte Fortbildung leisten kann: Sie ermöglicht die praxisnahe Umsetzung komplexer Regelungen und stärkt gleichzeitig die Handlungssicherheit der Verwaltung."

In Ihren Programmen spielt nachhaltiges Lernen eine zentrale Rolle, ebenso Dienstleistungsorientierung gegenüber den Teilnehmenden und den entsendenden Dienststellen. Wie setzen Sie und Ihr Team diese Leitgedanken im Alltag um und welches Feedback erhalten Sie dazu von Praxispartnern?

„Nachhaltiges Lernen heißt für uns, Wissen so zu vermitteln, dass es im Arbeitsalltag anwendbar ist und kurz- wie langfristig zu mehr Handlungs- und Rechtssicherheit beiträgt. Wir stehen in einem stetigen Dialog mit den Teilnehmenden und erkennen so Bedarfe früh.
Dienstleistungsorientierung zeigt sich in Erreichbarkeit, transparenter Kommunikation und professioneller Umsetzung der Seminare. Bei Inhouse Angeboten stimmen wir Inhalte und Organisation eng mit Personalverantwortlichen und Fachvorgesetzten ab.
Viele Ihrer Angebote richten sich an Menschen, die Verantwortung übernehmen wollen. Welche drei persönlichen Stärken helfen aus Ihrer Sicht besonders dabei, Lernprozesse in Behörden anzustoßen und dauerhaft zu verankern?
Ich würde weniger von persönlichen Stärken einzelner Personen sprechen, sondern von Kompetenzen, die Lernprozesse wirksam machen. Aus meiner Sicht gehören dazu drei Punkte.
1. Die Fähigkeit, komplexe Themen zu strukturieren und so aufzubereiten, dass sie für unterschiedliche Zielgruppen verständlich und im Arbeitsalltag anwendbar sind.
2. Team und Abstimmungsorientierung: Fortbildung wirkt dann, wenn Perspektiven aus Dienststellen, Führung und Teilnehmenden zusammengebracht werden und Austausch aktiv gefördert wird.
3. Professionelle Dienstleistungsorientierung: Bedarfe präzise erkennen, praxistaugliche Lösungen entwickeln und Beschäftigte beim Umsetzen begleiten. Das macht Lernen nachhaltig."

Wenn Sie nach vorn schauen, wie sieht für Sie eine lernorientierte und dienstleistungsstarke Verwaltung in Rheinland-Pfalz aus und welchen Beitrag sollen die Fort- und Weiterbildung der HöV, Ihr Team in der Abteilung Fortbildung und die Kooperationspartner gemeinsam dazu leisten?

„Eine lernorientierte Verwaltung nimmt Veränderungen konstruktiv auf und unterstützt Beschäftigte dabei, neue Anforderungen sicher zu bewältigen. Dienstleistungsstärke heißt, Bürgerinnen und Bürger sowie interne Abläufe im Blick zu behalten und Entscheidungen auf solider rechtlicher und fachlicher Grundlage zu treffen.
Die Fort- und Weiterbildung der HöV bereitet Wissen strukturiert auf und stellt praxistaugliche Qualifizierungen bereit. Das Team begleitet die Behörden als verlässlicher Ansprechpartner, von Planung bis Durchführung und auch bei neuen Themenfeldern.
Gemeinsam mit Kooperationspartnern wie der Kommunal-Akademie Rheinland-Pfalz ermöglichen wir abgestimmte Angebote für unterschiedliche Zielgruppen. Das stärkt die Funktionsfähigkeit der Verwaltung und damit auch unser demokratisches Gemeinwesen."
 

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